Selbstbau einer Sprühanlage
Eigentlich ist das manuelle Sprühen
bzw. Beregnen eines Terrariums das Beste, was einem Terrarium passieren
kann. Nur so kommt die genau richtige Wassermenge an jede Pflanze und in
jede Ecke des Terrariums. Die schönsten Terrarien haben meistens die
Leute, die von Hand sprühen! Aber wer hat schon die Zeit, jeden Tag 2 bis
3 Mal sein Terrarium zu besprühen? Erst recht, wenn es nicht nur 1
Terrarium ist, sondern ein ganzes Regal oder sogar ein ganzer Raum voller
Terrarien. Dann erleichtert einem eine automatische Beregnungsanlage die
Arbeit erheblich. Auch im Urlaub ist man, was das Beregnen angeht, nicht
auf fremde Hilfe angewiesen. Allerdings sollte man schon jemanden zum
Kontrollieren seiner Anlage engagieren. Irgendwas geht immer schief, erst
Recht wenn man selber im Urlaub ist.
Als ich mit dem Hobby abfing,
gab es leider noch keine Sprühanlagen zu kaufen. Man musste sich alle
Teile dazu selber organisieren. Nasenspraydüsen wurden umfunktioniert und
auf Schläuche gesteckt um damit die Becken zu besprühen. Auf der
Froschbörse in Aschaffenburg wurden sie zu hunderten verkauft. Oder es
wurden die Gardena Nebeldüsen benuzt, wo bei der Begriff „Nebel“ schwer
übertrieben ist. Ich hätte diese Teile eher „Regendüsen“ genannt, das
trifft bei deren Sprühbild wohl eher zu. Jedenfalls haben diese Düsen
eigentlich viel zu viel Wasser eingetragen, weshalb die Terrarien hin und
wieder überliefen. Als Pumpen wurde alles mögliche ausprobiert,
Impellerpumpen, die man vor eine Bohrmaschine schrauben musste, Pumpen aus
Scheibenwaschanlagen von Autos usw. Der Hit war die Pumpe der
Scheinwerferwaschdüsen von einem Ford Granada! Die hat richtig Druck
gemacht und mit den Nasenspraydüsen entsprechend feinen Sprühnebel
produziert. Mein Froschkumpel Heiko hatte sie auf einem Schrottplatz
aufgetan. Leider gehörte die Scheinwerferwaschanlage beim Ford Granada
nicht zur Grundausstattung, so dass auf den Schrottplätzen in ganz
Ostwestfalen keine weitere Pumpe dieser Art aufzutreiben war. Also musste
man weiter mit den Scheibenwaschpumpen von Bosch klar kommen (natürlich
auch vom Schrottplatz), die mit Hilfe des Batterieladegerätes meines
Vaters betrieben wurden. Die Autobatterie musste ja nur zweimal im Jahr
geladen werden. An diesen Tagen wurde halt von Hand gesprüht.
Manche
Froschfreaks haben ihre Sprühdüsen sogar direkt an die Wasserleitung
angeschlossen, über ein Magnetventil, dass zu bestimmten Zeiten öffnete
und die Becken beregnete. Ein Risiko, dass in mindestens einem mir
bekannten Fall nach hinten los ging. Im ersten Stock einer Mietwohnung…
Zum Glück hatte der Froschmann eine gute Versicherung!
Heute gibt
es jede Menge gute Sprühanlagen zu kaufen. Jeder Terraristikshop hat so
sein Modell im Programm. Aber einfach kaufen ist langweilig, außerdem gibt
es bei allen Anlagen immer etwas, was mir nicht so gut gefällt, und wenn
es manchmal auch nur der Preis ist. Also baue ich mich nach wie vor meine
Sprühanlagen selbst.
Pumpe
as Wichtigste an einer Sprühanlage
ist, neben den Düsen, die Pumpe. Diese sollte mindestens 5-8 bar Druck
produzieren können und einen Volumenstrom, mit dem man die gewünschte
Menge Düsen betreiben kann. Je kleiner die Bohrung der Düse ist, desto
höher muss der Druck sein, nur dann ist ein schöner Sprühnebel
gewährleistet..
Günstig und weit verbreitet sind
Schwingkolbenpumpen, die normalerweise in Kaffeemaschinen eingesetzt
werden. Als Beispiel die ULKA EX5 für ca. 22 bis 30 €, es gibt ähnliche
Pumpen aber auch von anderen Herstellern. Allerdings haben sie mehrere
Nachteile: sie sind extrem laut, da sie pulsierend pumpen und sämtliche
Schläuche in Vibration versetzen. Und sie sind nicht für längeren
Pumpbetrieb ausgelegt, erst Recht nicht für Dauerbetrieb. Nach etwa 2
Minuten Pumpzeit sollten sie erst mal ca. eine Minute abgeschaltet sein um
abzukühlen. Das kann man dem Typenschild entnehmen, wenn dort so etwas
„2/1 min“ steht, bedeutet das, nach 2 Minuten Betrieb erstmal 1 Minute
Stillstand. Dieses ist zwar für unsere Sprühanlagen unerheblich, weil wir
ohnehin meistens nur wenige Sekunden sprühen, aber im Falle eines
Versagens der Schaltuhr kann es zu Überhitzung und schlimmstenfalls zum
Brand führen. Daher unbedingt auf die Temperatursicherung achten, die an
der Pumpe angebracht sein muss..
Wesentlich besser und kaum
teurer als die Espressomaschinenpumpen sind auf jeden Fall Membranpumpen.
Sie überzeugen durch sehr leisen Betrieb, größeren Volumenstrom und
Dauerlaufsicherheit. Sie laufen meistens mit 12 bzw. 24 Volt, so dass noch
ein Netzteil nötig ist, trotzdem sind sie alles in Allem kaum teurer als
o.g. Schwingkolbenpumpen. Als Beispiel kann ich die Naturewater Booster
Pumpe 50 GPD für etwa 24 € aufführen. Das passende Netzteil gibt es für
ca. 16 €, alles bei
www.wiltec.de. Guter Tipp von Froschfreund Tobias!
Düsen
Die
Düsen sollen das Wasser möglichst fein in einem passenden Sprühwinkel
zerstäuben. Bei mir haben sich die Düsen der Firma Tefen sehr gut bewährt.
Diese Düsen gibt es mit unterschiedlichen Bohrungen und Sprühwinkeln. Ich
nutze immer Düsen mit 80 ° Sprühwinkel. Die Düsen mit 105 ° oder gar 120 °
beregnen meistens die Front- und Deckscheibe mit, was eher unerwünscht
ist. Bei den Düsen gibt es neben unterschiedlichen Sprühwinkeln noch
mehrere Versionen mit unterschiedlichen Bohrungen und daher anderem
Volumenstrom. Je kleiner die Bohrung, desto weniger Wasser lässt die Düse
logischerweise durch aber desto feiner ist der Sprühnebel. Allerdings
sprühen diese Düsen dann auch nicht so weit wie die mit größeren Löchern.
Das muss alles beim Kauf berücksichtigt werden. Bezugsquelle für die
Tefen-Düsen sind „das Internet“. Eine genauen Link kann ich da nicht
angeben, die Anbieter und Preise ändern sich häufiger. Einfach „Tefen
Düse“ in die Suchmaske eingeben und finden.
Eine sehr gute Alternative
zu den Tefen Düsen hat Froschfreund Tobias entdeckt. Dieses sind kleine
Edelstahldüsen mit 6 mm Durchmesser, die man direkt in die 6 mm
Steckverbinder stecken kann. Bezugsquelle siehe Link am Ende.
Der
Sprühwinkel leider ist nicht ganz 80 °, dennoch eignen sie sich gut für
unsere Terrarien. Auch diese Düsen gibt es mit unterschiedlichen
Bohrungen. Ich nutze 0,3 und 0,6 mm, je nach Größe des Terrariums.
Schlauch und Schlauchverbinder
Für meine komplette Sprühanlage
nutze ich nur Schläuche und Verbinder mit 6 mm Durchmesser aus dem
Druckluftbedarf. In manchen Anlagen wird für die Verbindung zur Düse hin 4
mm Schlauch genutzt. Ich sehe darin keinen Vorteil sondern finde es eher
unpraktisch, muss man doch neben 6 mm Fittings und Schlauch das Ganze auch
noch in 4 mm bevorraten. Bei dem Schlauch sollte man beachten, dass man
einen aus Polypropylen (PP) besorgt, nicht aus Polyurethan (PU). Letztere
werden nach einigen Jahre porös und können platzen.
Zur
Durchführung der Schläuche in die Becken zu der Düse hin benutze ich ein
Mehrschichtrohr in 6 mm Durchmesser. Das ist ein Aluminiumrohr, was innen
und außen mit einer Kunststoffschicht versehen ist. Dadurch hat das Wasser
keinen Kontakt zum Aluminium. Der Vorteil von dem Mehrschichtrohr ist,
dass es biegsam ist und die Form behält, in die man es biegt. Da es teurer
ist als normaler Druckluftschlauch, nutze ich es nur für den letzten
Abschnitt vom T-Stück durch die Deckscheibe zur Düse. Man biegt das Rohr
einfach in die gewünschte Form um den richtigen Winkel für die Düse
einzustellen. In die Deckscheibe bohre ich 6 mm Löcher, durch die das
ebenfalls 6 mm messende Rohr ins Becken geführt wird (siehe Foto). Zur
Fixierung kommt von unten ein kurzes Stückchen Schlauch auf das Rohr, so
dass man die Scheibe zwischen T-Stück und Düse einklemmen kann. Warum
viele für diese Durchführung durch die Deckscheibe unbedingt eine
Schottverschraubung nutzen, erschließt sich mir nicht. Erstens sind diese
ziemlich teuer und zweitens sehen sie hässlich klobig aus.
Wasser
Das Wasser, welches zum Beregnen
benutzt wird, sollte so mineralarm wie eben möglich sein. Das verhindert
hässliche Kalkablagerungen an Pflanzen und Scheiben und verhindert ein
Verkalken der Düsen. Nach dem Sprühen bleibt immer ein Wassertropfen an
der Düse hängen und trocknen hier ein. Ist Kalk im Wasser sind nach
wenigen Wochen die kleinen Bohrungen der Düsen verstopft. Es ist sehr
lästig diese zu entkalken und wieder durchlässig zu machen.
Am besten
nimmt man Osmosewasser, vollentsalztes Wasser oder sauberes Regenwasser,
wenn man die Gelegenheit dazu hat. In Foren oder Chats kommt immer wieder
mal die Diskussion auf, ob Osmosewasser den Fröschen schadet, wenn sie es
abbekommen. Die klare Antwort ist: nein. Eine Plasmoptyse, also ein
Aufplatzen der Hautzellen in Folge übermäßiger Wasseraufnahme durch
osmotische Effekte, konnte weder im Regenwald noch im Terrarium jemals
beobachtet werden. Auch solche Substanzen wie Quappentee,
Erlenzapfenextrakt, Pflanzendünger oder Vitaminpräparate haben im
Sprühwasser nichts zu suchen. Es sei denn, man hat als Zweithobby das
Zerlegen und Entkalken von Sprühdüsen. All diese Zusätze zum Sprühwasser
machen keinen Sinn, werden im Internet aber in regelmäßigen Abständen
immer mal wieder diskutiert.
In die Ansaugleitung vor der Pumpe sollte
man möglichst einen Filter einbauen um zu verhindern, dass feine Partikel
in die Leitung gelangen und dann ebenfalls die Düsen verstopfen. Eine
umfunktionierte Spritze mit Filterwatte o.ä. tut dabei gute Dienste (siehe
Foto).
Schaltuhr
Normalerweise besprühen wir Froschhalter unsere Terrarien mehrmals täglich
für wenige Sekunden. Man benötigt also eine Schaltuhr, die man
sekundengenau programmieren kann. Links dazu habe ich am Ende aufgeführt.
Mit Schaltuhren dieser Art ist eine sekundengenaue Programmierung möglich
und sie funktionieren auch sehr zuverlässig. Meistens! Es gibt nicht
wenige Berichte davon, dass die Schaltuhr mal nicht mehr abgeschaltet hat
und die Pumpe dadurch im Dauerbetrieb war und erst ausging, als der
Froschfan den Stecker gezogen hat. Wenn er das noch konnte, ist die Sache
glimpflich ausgegangen, das Terrarium hatte einen Überlauf mit ausreichend
großem Auffangbehälter. Es hätte aber auch zu einer Überschwemmung kommen
können oder gar zum Wohnungsbrand (siehe Schwingkolbenpumpe). Da ich der
Überzeugung bin, dass alles passiert, was passieren kann, setze ich lieber
auf doppelte Sicherheit und baue hinter der eigentlichen Schaltuhr IMMER
noch einen zusätzlichen Sekundentimer ein.
Dieser schaltet die Pumpe auch dann ab, wenn das Relais der Schaltuhr
irgendwann mal verklebt ist und nicht mehr öffnet. Doppelte Sicherheit für
wenig Geld!
Ablauf
Das Wasser, was man ins Terrarium
hinein sprüht muss danach auch wieder irgendwo hin. Nicht immer ist es so,
dass genau soviel Wasser verdunstet wie eingebracht wird. Da wir
Regenwaldterrarien betreiben, wird meistens mehr Wasser eingesprüht als
verdunstet um die richtige Feuchte im Becken zu gewährleisten. Wer das
Wasser nicht manuell absaugen möchte kommt daher um einen Überlauf nicht
herum. Wird ein bestimmter Wasserstand im Terrarium überschritten, läuft
das Wasser dort hinein und dann in einen Auffangbehälter oder sogar direkt
in den Abfluss. Für den Anschluss des Überlaufschlauches gibt es mehrere
Möglichkeiten. In den meisten Fällen wird eine Bohrung im Boden des
Terrariums mit einer Verschraubung versehen, an die man den Schlauch oder
die Verrohrung anschließen kann. Ich selber habe die Überläufe lieber
vorne im Becken und bohre die vorderen Stege an. In die 14 oder 16 mm
großen Bohrungen klebe ich Silikonschlauch mit dem selben Durchmesser mit
Aquariensilikon ein. Eine sichere und immer dichte Verbindung.
Fazit
Um
eine Sprühanlage kommt man beim Betrieb von mehreren Terrarien kaum herum.
Wer keinen Spaß am Basteln hat, findet in den einschlägigen
Terraristikshops sehr gute Anlagen.
Wer aber gerne selber Hand anlegt,
kann sich sehr leicht eine Anlage aus den Komponenten zusammenstellen und
sich seine Beregnungsanlage nach eigenen Vorstellungen zusammelbasteln.
Dabei kann man einiges an Geld sparen.
Bezugsquellen
Pumpen:
www.wiltec.de,
Suchbegriff "Naturewater Booster
Pumpe 50 GPD"
Düsen:
Ebay: Suchbegriff
"Tefen Düse"
Edelstahldüse 6 mm
Schaltuhren:
Terra Timer Pro
Trixie 76099 Digitale Zeitschaltuhr mit Sekundenfunktion
Sekundentimer:
Zeitrelaismodul
Steckverbinder:
https://technik-fritsch.de/
https://www.megahaustechnik.de/
www.landefeld.de
© Thomas Schäffer