Ofenfischchenzucht
Das Ofenfischchen (Thermobia domestica) ist ein bisher weitgehed
unbekanntes Futtertier für Terrarientiere. Ofenfischchen gehören zu den
Urtierchen und sind eng mit den Silberfischchen verwandt, die man hin und wieder
im Badezimmer antrifft. Die bis zu 12 mm groß werdenden Tierchen haben zwei
Eigenschaften, die eine Zucht sehr erleichtern: sie können Zellulose (z. B.
Papier) verdauen und sie können ihren Wasserbedarf durch Aufnahme von
Wasserdampf aus der Umgebung, d. h. durch die Luftfeuchtigkeit, decken. Da diese
Bedingungen keine Schädlinge wie Milben, Schimmelpilze usw. mitmachen, ist eine
schädlingsfreie Zucht möglich, und - wenn man mal keine Zeit oder Lust zur
Fütterung hat - macht nichts, dann fressen die Ofenfischchen eben die zur
Behältereinrichtung gehörenden Eierwaben! Weitere Vorteile sind die absolute
Geräusch- und Geruchlosigkeit und die Tatsache, daß die Ofenfischchen weder
Terrarienpflanzen noch Tiere anfressen. Sie benötigen, im Gegensatz zu den
Silberfischchen, zur Vermehrung Temperaturen von 30 - 37°C, so daß eine
ungewollte Zucht in der Wohnung - jedenfalls bei unseren Klimabedingungen in
Mitteleuropa - ausgeschlossen ist. Der einzige Nachteil dieser Futtertierart ist
die langsame Vermehrung - vom Ei bis zur Geschlechtsreife benötigen
Ofenfischchen etwa ein halbes Jahr. Da die Zucht aber ohne Aufwand "so nebenher"
läuft, kann man sich ja mehrere Zuchtbehälter hinstellen um diese Tatsache
auszugleichen.
Als Zuchbehälter eignen sich alle glattwandigen Gefäße wie Kunststoffaquarien, Plastikeimer oder -wannen mit Deckel usw., an denen die Tiere nicht hochklettern können. Das Volumen sollte 5 Liter nicht unterschreiten. In den Behälter gibt man als Lauffläche, Versteckmöglichkeit und gleichzeitig als "Reservefutter" Eierwaben oder zerknülltes Papier. Da die Weibchen die Eier besonders gerne in Watte ablegen, gibt man 5 - 10 Wattebällchen als Ablagesubstrat hinein. Ein Marmeladenglas mit Wasser, dessen Öffnung mit einem Stofflappen oder Gaze verschlossen wird, vervollständigt die Einrichtung. Dieser Wasserbehälter dient nicht als Tränke sondern zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, die Abdeckung verhindert ein Ertrinken der Ofenfischchen. In den Deckel des Zuchtbehälters bohrt man so viele Lüftungslöcher, bis sich an den Behälterwandungen kein Kondenswasser mehr bildet. Um die optimale Zuchttemperatur von 35-37°C zu erreichen, stellt man die Zucht an einen warmen Ort, z. B. in den Heizungskeller oder auf den Beleuchtungskasten des Terrariums. Sollte dieses nicht möglich sein, ist es unbedingt erforderlich ein Heizkabel oder eine Heizmatte (6 Watt reichen völlig aus) direkt in den Zuchbehälter zu legen. Bei Temperaturen unter 30°C gelingt die Zucht nicht! Als Nahrung nehmen Ofenfischchen alle stärke- und zuckerhaltigen, trocknen Stoffe wie Haferflocken, Bierhefe, Milchpulver und Fischfutter. Man kann ruhig im Überschuß füttern, so daß man sich wochenlang nicht um die Zucht kümmern muß! Zur Entnahme der Futtertiere klopft man die Ofenfischchen über einem
glattwandigen Gefäß von den Eierwaben ab und gibt sie in das Terrarium. Um sie
dort an einer Stelle zu konzentrieren kann man sie in glasierte
Blumenuntersetzer o. ä. geben, aus denen sie nicht herausklettern können.
Die Pflege und "Wartung" der Zucht besteht lediglich darin, alle paar Wochen
den Wasserbehälter nachzufüllen und Futter nachzufüllen, das ist alles!
Und hier nochmal die Vor- und Nachteile von Thermobia domestica als
Futtertier:
Vorteile:
Nachteile:
© Thomas Schäffer, 1999 |