Der
Bau eines Regenwald-Terrariums
In
diesem Artikel möchte ich den Bau meines Regenwald-Terrariums
beschreiben, das ich
Anfang des Jahres 2001 fertiggestellt und eingerichtet habe.
Das
Terrarium sollte die Maße 150 x 60 x 70 cm (LxBxH) haben, die
Frontscheibe sollte ca. 10 cm schräg nach hinten abfallen und
die vorderen Hälften der Seitenscheiben sollten durchsichtig
sein. Außerdem sollte man die Möglichkeit haben, auch von
oben in das Terrarium einzusehen, damit eine eventuelle Brutpflege
der Frösche besser beobachtet werden konnte. Weiterhin sollte
eine automatische Sprühanlage und ein Bachlauf eingebaut werden.
Mit
diesen Vorgaben fing ich an zu bauen. Die Boden- und Rückscheibe,
sowie die hinteren Hälften der Seitenscheiben klebte ich aus den
Scheiben eines alte Aquariums, das in unserem Aquarienverein
ausrangiert worden war. Zum Kleben der Glasscheiben benutzte ich
schwarzes Perenator Silikon. Da ich schon drei Mal erlebt habe, dass
Silikon nicht aushärtet, mache ich immer einen Tag bevor ich mit
dem Bau beginne eine Klebeprobe mit jeder neuen Kartusche. Erst wenn
das Silikon auch wirklich hart wird, benutze ich diese Kartusche
weiter. Da das alte Aquarium nur 60 cm hoch war, musste ich noch
einen 10 cm breiten Streifen oben auf die Rückscheibe kleben, um
auf meine 70er Höhe zu kommen. Da diese Fläche hinterher
sowieso von innen mit Mexifarn verkleidet werden sollten, störten
die zusammengeklebten Stellen später nicht.
Der
vordere Steg des Terrariums, auf den ich später das
Lüftungsgitter geklebt habe, hat eine Höhe von 8 cm. Hinter
diesen Steg wurde ein Abteil von ca. 30 x 30 cm und 6 cm Höhe
dicht eingeklebt, in dem hinterher der Bachlauf enden sollte, so dass
sich ein kleiner Teich bildete. Für den Betrieb des Bachlaufes
bohrte ich 2 Löcher mit 12 mm Durchmesser in die rechte hintere
Ecke der Bodenscheibe, in die ich zwei Silikonschläuche für
den Zu- und Ablauf mit Aquariensilikon einklebte. Das ist eine sehr
preiswerte und robuste Möglichkeit der Schlauchdurchführung
durch Glas. Der Ansaugschlauch wurde auch gleich auf ein 12 mm
PVC-Rohr gesteckt, was wiederum mit kurzen Silikonschlauchstücken
auf die Bodenplatte geklebt wurde. Der Schlauch für den Bachlauf
wurde ca. 30 cm an der Rückscheibe hoch geführt und
verklebt.
Nachdem
dieses Grundgerüst des Terrariums fertig war , konnte ich damit
beginnen, den doppelten Boden einzukleben. Der Lavakies, den ich in
meinen Terrarien seit je her als Bodengrund verwende, sollte nämlich
nur in einer dünnen Schicht auf einem Sieb liegen unter dem sich
ein Reservoir mit variablem Wasserstand befindet. Das erspart
einerseits Gewicht und man hat die Möglichkeit, den Kies von
Zeit zu Zeit mit einer Blumenspritze von oben durchzuspülen und
auf diese Weise zu
reinigen. Als Sieb benutzte ich eine feinmaschige (0,5 mm
Maschenweite) und stabile Polyestergaze, die auf 5 cm hohe Streifen
von 2 cm dicken Styrodur geklebt wurde. Die Styrodurstreifen habe ich
im Abstand von ca. 10 cm mit Lücken auf die Bodenplatte mit
Silikon aufgeklebt. In die Streifen habe ich Löcher und Kerben
geschnitten, damit das Wasser noch darunter- oder nebenher fließen
kann. Als dieses „Ständerwerk“ fertig war, klebte
ich die Gaze auf. Dabei galt es, darauf zu achten, dass die Gaze
rundherum richtig dicht verklebt wurde damit kein Kies oder später
gar ein Frosch in das Wasserreservoir gelangen konnte.
Nun
wurde mit den Felsaufbauten und dem Bachlauf begonnen. Dazu habe ich
Styroporplatten unregelmäßig ausgeschnitten und mit
Silikon übereinander geklebt. Dabei sollte man darauf achten,
dass die Formen möglichst unregelmäßig und chaotisch
sind, umso natürlicher sieht das Ergebnis nachher aus! Die
Felsen wurden noch mit Messer, Händen und Heißluftpistole
bearbeitet und die Lücken noch mit reichlich Silikon
abgedichtet. Hierfür muss natürlich nicht unbedingt teures
Aquariensilikon verwendet werden, es sollte nur ein Material ohne
Antipilzmittel sein! Der am Boden modellierte Bachlauf endet in dem
oben beschriebenen Wasserteil.
Damit
der Teich nicht so unnatürlich eckig aussieht, habe ich mit
2-Komponenten PU-Schaum eine „Böschung“
eingeschäumt. Das Wasser sollte später, vom Filter kommend,
den Hügel in der rechten hinteren Ecke herunter über den
Bachlauf am Boden in den Teich laufen. Dort soll es überlaufen
und dann durch die Gaze in das Wasserreservoir laufen, um von dort
zurück in den Filter gesaugt zu werden. Sollte die Pumpe, ein
Außenfilter der Fa. Eheim, einmal ausfallen, kann der Teich,
der ja Wasserdicht verklebt ist, nie austrocknen und eventuell
abgesetzte Kaulquappen haben immer noch genug Wasser unter dem Bauch.
Als
ich endlich mit dem Aussehen des künstlichen Felsens zufrieden
war, ging es an die Beschichtung des Styropors. Dazu verwendete ich
braune Abtönfarbe, die ich in einer ersten Schicht dick auf das
Material gestrichen habe. Als diese Schicht nach ein paar Tagen
vollständig getrocknet war, strich ich das Ganze noch einmal und
drückte in die noch nasse Abtönfarbe reichlich ungedüngten
Gartentorf. Wenn dann nach mehreren Tagen dieses Farb- Torf- Gemisch
trocken ist, kann man den überschüssigen Torf vorsichtig
mit einem Pinsel abfegen oder mit einem Staubsauger absaugen. Übrig
bleibt dann ein sehr naturgetreu aussehender künstlicher Berg.
Die
Rück- und Seitenscheiben konnten danach ebenfalls verkleidet
werden, wozu ich Mexifarn und den Staub, der beim Sägen dieses
Materials angefallen war, verwendete. Mexifarnplatten verklebe ich
immer ganzflächig, indem ich die ganze Platte mit Hilfe eines
Plastikspachtels mit braunem Silikon bestreiche und dann an die
Glaswände klebe. Dabei verbraucht man zwar etwas mehr Silikon
als bei einer punktweisen Verklebung, aber nach Jahren, wenn sich der
Mexifarn zersetzt hat, bleibt immer noch eine schöne, braune
Rückwand zurück, was bei wenigen Silikonpunkten zur
Befestigung nicht der Fall wäre. Einige Glasflächen habe
ich mit braunem Silikon eingerieben und dann Mexifarnstücke und
–staub aufgedrückt, was auch eine sehr unregelmäßige
und natürlich aussehende Rückwand ergibt.
Mit
Fertigstellung der Rückwand- und Seitenverkleidung waren die
Schmutz verursachenden Arbeiten beendet und die restlichen Arbeiten
konnten im Wohnzimmer erfolgen, so dass das halbfertige Terrarium aus
der Garage in das Wohnzimmer getragen wurde. Dort fand es auf einem
eigens dafür geschweißten Gestell aus 30 mm Quadratrohr
Platz.
Die
abgeschrägten vorderen Hälften der Seitenscheiben und die
Deckscheibe wurden nun eingeklebt. Der Deckel des Terrariums wurde so
gebaut, dass man den hinteren Teil der Scheibe unter der Beleuchtung
auswechseln kann, um diese Scheibe besser reinigen zu können
oder um sie bei Bedarf gegen UV-durchlässiges Glas (z. B.
Borflorat 33 der Fa. Schott Glas, Mainz) austauschen zu können.
Durch diese Bauweise liegt allerdings der Vorderteil des Deckels,
eine Scheibe von 20 x 150 cm, nur auf den beiden Seiten auf, wodurch
sich diese Scheibe anfangs in der Mitte um ca. 12 mm nach unten
durchbog, und das, obwohl ich extra 10 mm dickes Glas verwendet habe.
Um das Durchbiegen zu verhindern, klebte ich ein 24 mm Quadratrohr
aus Aluminium mit Hilfe einer Schraubzwinge von oben fest mit Silikon
auf die Deckscheibe.
Auch
als unteren Steg, auf dem die Schiebescheiben laufen, habe ich das 24
mm Quadratrohr benutzt, da dieses eine wesentlich bessere Stabilität
als ein vergleichbarer Glassteg hat. Durch eine rechts und links
unten angebrachte Bohrung, kann ich ein Heizkabel in das Quadratrohr
schieben, welches dieses aufheizt. Dadurch steigt immer etwas warme
Luft an der Frontscheibe hoch und hält diese frei von
Kondenswasser.
Nach
diesen Arbeiten wurden die Doppel-U-Schienen für die
Schiebescheiben eingeklebt, die Gaze auf die seitlichen oberen
Lüftungsschlitze geklebt und die auswechselbare hintere
Deckscheibe aufgelegt. Normalerweise baue ich meine Terrarien so,
dass ich einen Lüftungsschlitz habe, der über die gesamte
Beckenbreite am hinteren Ende des Terrariendeckels verläuft.
Weil dieses Terrarium aber in ein Bücherregal eingebaut ist,
wollte ich diese Bauweise hier nicht anwenden, um Schimmelflecken an
der Zimmerwand und den Büchern durch die feuchte Terrarienluft
zu vermeiden. Das ist der Grund, weshalb ich die Lüftungsschlitze
seitlich im Deckel angebracht habe. Die feuchte Luft wird jetzt
rechts und links durch 2 Glasschächte mittels PC-Lüftern
aus dem Becken abgesaugt und außerhalb vom Bücherregal
seitlich abgeführt. Die kleinen Axiallüfter laufen mit
Gleichspannungen von 3,5 bis 12 Volt, so dass die Lüftungsleistung
mittels eines verstellbaren Steckernetzteils je nach Bedarf
eingestellt werden kann. Man sollte nicht zu stark entlüften, da
das Becken sonst schnell zu trocken wird. Den unteren Lüftungsschlitz
habe ich mit Alu-Lochblech beklebt, da dieses besser zu reinigen ist
als die im Deckel verwendete Kunststoffgaze.
Der
Spalt in der Mitte der geteilten Frontscheibe musste nun noch so
abgedichtet werden, dass selbst Futtertiere von der Größe
einer Drosophila nicht entweichen können. Dazu wurde auf die
außen liegende Schiebescheibe an der Stelle, wo sie über
die innere Scheibe lappt, eine Silikonwulst aufgeklebt, die genau so
dick ist, wie der Spalt. Zum Schutz der Seitenscheiben beim Schließen
des Terrariums erhielten die Stoßflächen der beiden
Schiebescheiben auch noch eine Silikonwulst als Puffer. Damit waren
endlich die Glasarbeiten abgeschlossen.
Das
Terrarium wird durch 3 Lampen je120 cm Länge (36 W) vom Typ
Osram Lumilux, Lichtfarbe 11, mit elektronischen Vorschaltgeräten
beleuchtet. Über den Leuchten sind hochglänzende
Reflektoren angebracht, so dass die Lichtausbeute maximal ist. Die
Neonlampen habe ich zusammen mit den Reflektoren auf einem Brett
befestigt, das mit Hilfe von 2 U-Profilen unter den untersten
Regalboden geschoben werden kann, damit ein Lampenwechsel leicht
möglich ist.
Zur
Beregnung des Terrariums habe ich 7 selbstgebastelte Düsen
angebracht. Hierbei handelt es sich um Nasenspraydüsen, die ich
in ein Stück 4/6 mm PVC Rohr eingeklebt habe. Um dem Sprühstrahl
die richtige Richtung zu geben, wurde das PVC-Rohr noch im Winkel von
ca. 110 Grad gebogen. Die PVC-Röhrchen wurden von innen durch
Bohrungen mit 7 mm Durchmesser geschoben und außen mit
Pneumatik-Steckverbindungen verbunden. Gesprüht wird mit einer
Flügelzellenpumpe (Typ TS-L-510-P-DBV16-SX12
der Fa. Eckerle Industrie-Elektronik,
Malsch) die eine Etage tiefer im Keller steht. Der Druck ist bei
dieser Pumpe über ein eingebautes Bypass-Ventil stufenlos von 3
bis 16 bar einzustellen. Der maximale Volumenstrom dieser Pumpe
beträgt 5 Liter pro Minute. Gesprüht wird mit ca. 7 bar,
wobei 44 Düsen im Keller sowie die 7 Düsen im
Wohnzimmerterrarium gleichzeitig betrieben werden können. Je
nachdem, ob ich gerade die Regenzeit simuliere oder die Trockenzeit,
wird 1 oder 2 Mal am Tag für 1 bis 3 Minuten beregnet. Da unser
Wasser in Enger eine Gesamthärte von 27°dH hat, muss ich es
mit einer Umkehrosmose mit nachgeschaltetem Ionenaustauscher
aufbereiten, damit es für die Sprühanlage geeignet ist.
Ansonsten würden mir die Düsen in ein paar Wochen
verkalken. Dieses sehr reine Wasser mit einem Härtegrad unter 0
° dH schadet weder den Pflanzen noch den Fröschen.
Beheizt
wird das Terrarium von zwei 25 Watt Heizkabeln, die mit Hilfe einer
Styroporplatte von außen unter der Bodenscheibe befestigt
wurden. Die Wärmeübertragung ist zwar nicht ganz so
effektiv, als wären die Heizkabel direkt im Terrarium
angebracht, aber ich vermeide es nach Möglichkeit, Starkstrom
ins Becken zu legen.
Die
Einrichtung des Terrariums vervollständigen einige große
Mooreichestücke und ein Moorkienholzstamm als Epiphytenast. Die
Kunststoffgaze des doppelten Bodens wurde ganz zum Schluss mit einer
ca. 1 bis 2 cm hohen Schicht aus Lavakies bedeckt, die innerhalb von
4 Monaten komplett mit Javamoos überwachsen wurde.
Verschiedenste Bromelien, Farne und einige Kletterpflanzen bilden
mittlerweile ein schönes tropisches Dickicht und bieten den
eingesetzten Fröschen (Dendrobates pumilio und
Dendrobates azureus) reichlich Versteck- und
Fortpflanzungsmöglichkeiten. Die Tiere scheinen sich in dem
Terrarium sehr wohl zu fühlen und auch Besuchern, die nichts mit
Fröschen am Hut haben, gefällt der kleine Regenwald in
unserem Wohnzimmer.
 Das
Becken im Rohbau, rechts der Berg mit dem Wasserfall, links der
Teich
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 Fertig
beschichtete Styropooraufbauten
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Die
Mexifarnplatten sollten vor dem Ankleben ganzflächig mit
Silikon eingestrichen werden. Nur so ist sicher, dass auch nach
vielen Jahren die Rückwand noch ansehnlich aussieht.
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 Beschichtung
der Glasscheiben mit Silikon.
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 Die
Rück- und Seitenwände sowie der Bachlauf sind fertig.
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 Hier
sieht man den seitlichen Lüftungsstreifen, die herausnehmbare
Deckscheibe und das Alu-Quadratrohr zur Verstärkung der
vorderen Deckscheibe.
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Entlüftungsschacht
mit PC-Lüfter, im rechten Bild fertig eingebaut.
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 Terrarium
am ersten Tag nach der Einrichtung. Die Verkleidung oben und unten
ist noch nicht fertig. Und grün muss es auch noch werden!
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Nach 5 Monaten siet es schon besser aus!
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Epiphytenast
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© Thomas Schäffer, 2004
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